15.10.2007

reise ins gewisse

an dieser stelle ein paar gut versteckte worte zum mysteriösen kommenden "album":

„reise ins gewisse“ schaut zurück und gleichzeitig nach vorne. wir halten an, um musikalisch zu bilanzieren, uns zu besinnen auf das, was war. und um festzuhalten, was sich andernfalls verflüchtigt. wir haben stücke ausgegraben, die es eigentlich verdient hätten, in ihrer zeit auf tonträgern zu landen. manchmal war das geld dagegen, manchmal jemand anderer, manchmal das gedächtnis. jetzt schicken wir die musik auf reisen. zusammen mit ideen, die andere mit pendikel verbinden. wir haben uns bis heute wirklich selten remixen lassen. und auch wenn ein remixalbum 2007 vielleicht das uncoolste ist, was man machen kann: für uns ist es eine interessante erfahrung. hört euch nur mal den velma-remix von „zitatmaschine“ an. oder was jean michel aus „fall b“ gemacht hat. eben.

klar, dass ein album wie „reise ins gewisse“ nach einem sentimental-nostalgischen live-pendant schreit. uns ist das egal: die shows, die wir begleitend zur veröffentlichung spielen, werden laut, unbequem und leidenschaftlich schlecht gelaunt. vielleicht sogar mit dingen im gepäck, die wirklich noch keiner kennt. wer weiß das bei uns schon vorher.

viel spaß.
c

ps: pendikel live 2007 sind oliver klemm (vox, git), tobias neumann (bs), lutz möllmann (dr) und carsten sandkämper (vox, git)

25.06.2007

wir brauchten bass, bass...

... und den haben wir bekommen.

noch besser: der mann, der sich anschickt, pendikel live wieder zum quartett zu machen, ist alleine berühmter als wir es je sein werden!

jawohl: ende des jahres steht düsenjägers own herr neumann bei pendikel am bass auf den bühnen landauf landab. neben lutz noch so ein typ, der nach der ersten probe schon das halbe repertoire auswendig kann. so langsam wird diese band eine horde von strebern, tsts...

pendikel im glück. wer hätte das gedacht? freut euch mit uns auf die termine, rechtzeitig an dieser stelle verbreitet.

einen schönen sommer noch!

c

05.05.2007

mal spielt er bass, mal spielt er besser...

wir machen es kurz: zwar ist unser momentaner live-bassist (wir nennen ihn zärtlich "track 3") der verlässlichste, den wir je hatten (on/off), wir wollen aber irgendwann mal wieder einen echten neben uns auf der bühne stehen haben.

wo sollten wir nach so einem suchen, wenn nicht da, wo die leute hingehen, die pendikel mögen und verstehen?

also: wir suchen einen bassisten für die bühne, konkret für live termine im herbst. genug zeit, um dir zu überlegen, ob du das willst/kannst. sag uns über de bekannten kanäle bescheid. wir freuen uns drauf.

c

23.04.2007

highway to hell, pt. 5

so wars live in...

frankfurt, das bett, 16.11.06
marburg, café trauma, 17.11.06

dieses tourwochenende musste komplett flachfallen. gründe gehören hier nicht hin, aber wenigstens war es mal NICHT wegen meiner stimme ;)

hamburg, astra stube, 23.11.06
das machte die kühle blonde zum letzten tourstopp, zum sprichwörtlichen krönenden abschluss. schwer zu beschreibende konzerte gab es bisher nicht so viele in unserer geschichte. immer gab es ein paar adjektive, die passten. ob nun "mittelmäßig", "anstrengend", "seltsam"... hamburg war anders. kategorisch anders.
dabei macht die astra stube beim ersten betreten wirklich nicht den eindruck eines ortes toller konzerte. ein interessanter umstand war ja schon mal, dass zwischen mir und dem mann an der kasse gerade mal zwei armlängen lagen. ich hätte ihm in den pausen mit kleingeld aushelfen können. allerdings war die bude eh schon so göttlich mit freunden und noch mehr freunden gefüllt, dass irgendwann einfach keiner mehr reinpasste. klingt nach überheblichem rockstargewäsch, meint allerdings höchstens 50 leute. ein wohnzimmer. zum zuhausefühlen. und das sollte uns obendrein ganz leicht gemacht werden.
wir trafen zum ersten mal die vier "selmas", die heute mit uns spielen sollten. im virtuellen kannten wir uns zwar schon lange, aber heute trafen wir das erste mal aufeinander. eine tolle sache, wenn brüder im geiste sich kennenlernen. und selma hatten keine angst vor lautstärke. noisig und im besten sinne gewaltig zogen sie mal eben eine neue (gitarren)wand quer durch die gute stube ein. zwei selmas waren mal mit ulmes arne eine band namens "ahab", und diese vergangenheit wuchteten sie heute abend mit auf die bühne. zwischen kopf und bauch lagen schnell die nerven blank und wurden in bester touch and go / dischord tradition durchgerüttelt, bis ein sonores pattern aus noise und rhythmus die über uns kreuzenden s-bahnen fast aus den gleisen geschubst hätte.
umbau, aufbau, irgendwie half jeder der anwesenden mit.
und dann klimperte ein letztes mal das klavier in "stehen" hinein. nase an nase mit den leuten wurden gleich noch ein paar hände geschüttelt. jansolo, womöglich der dienstälteste pendikel-hörer, hatte den weg aus kiel auf sich genommen (und in der gleichen nacht den rückweg), um uns das erste mal live zu sehen. wir mussten ihn ein wenig enttäuschen, weil wir "vielleicht" nicht im programm hatten (nach wie vor: die entschädigung wird kommen!). "sport" war im haus (und hinterm mischpult), familie "ulme" zierte die erste reihe, "selma" sang mit. hamburg echote "dead city" und ließ uns in liebe fast ersaufen. ich konnte mir den spruch vom zuhause fühlen nicht verkneifen, und verdammt nochmal: war der ernst gemeint!
wir sind eine kleine band. mit wenig erfahrung vor publikum, wenig denkwürdigen momenten auf der bühne, vielen versagensängsten und uncoolen posen. aber an diesem abend konnten wir uns gigantisch fühlen. danke.

überhaupt ging es auf allen wegen in diesen kalten tagen zwischen oktober und november 2006 immer nur um die 60 minuten auf der bühne, irgendwo zwischen spannung und entäußerung, dem moment, da das licht ausgeht und die leidenschaft das ruder übernimmt. und die rudert uns, wohin sie kann.

c

20.04.2007

highway to hell, pt.4

so wars live in...

jena, rosenkeller, 09.11.06
meine erinnerung an jenas rosenkeller ist von zwei sachen geprägt: treppen und lautstärke.
abgesehen davon, dass die strecke von osnabrück nach jena eine absolut beschissene ist, die zu 90% aus landstraßen zu bestehen scheint, lief bis zum abstieg in die katakomben der alten stadtbefestigung alles glatt. das steingewölbe, in dem wir vor ulme den abend eröffnen sollten, lag gefühlt dreimal tiefer in der erde als das aachener az. verstärkt wurde dieser eindruck von decken"höhen", die zeitweise zum kriechen zwangen. aber wer will meckern? damals waren die menschen halt kleiner.
der "sound" sollte hingegen wirklich zum problem werden. schon beim soundcheck merkten wir, was uns heute blühen sollte. unerträgliche lautstärke kam von den wänden zurück. unsere leisesten stücke schichteten sich auf zu monströs dröhnendem turbinenkreischen. um einem erneuten stimmkollaps zu entgehen, stauchten wir das programm auf 40 minuten zusammen. schlimm: der eiertanz auf dem akustischen vulkan wurde sogar gefilmt, um ihn der nachwelt im internet zu präsentieren (www.wennsrockt.tv). glücklicherweise dauert die post production des beitrages zum heutigen datum noch an. wir sind uns nicht mehr sicher, ob wir das überhaupt sehen wollen...
jena ist eine ulme-hochburg. die drei herren kamen, rockten und räumten ab, in einer mir bis dahin nicht für möglich gehaltenen lautstärke. und ich habe einige ulme konzerte gesehen... oje, das klingt schon richtig wie rockopa-geschwafel. schnell auhören!

berlin, magnet, 10.11.06
das erste mal auf unserer reise waren wir viel zu früh. in einer stadt, die ich hasse wie die pest. schlechtes timing nennt man das.
was ist das eigentlich für eine welt, in der berlin zum nabel selbiger erklärt wird? zum kulturellen und medialen leuchtturm in einem sumpf aus möchtegern-großstädten? berlin gibt mir immer weniger, je öfter ich dort bin.
in berlin reicht es nicht, einfach mal zeit in einem plattenladen totschlagen zu wollen, man muss sich schon für ein genre entscheiden. "nee, wenn de rock willst, kann ick dir hier nichts empfehlen, ick hör nur elektronik" erklärte mir die nette service kraft im café mit integrierter waschküche. "und einfach irgend ein plattenladen?" "da müsstest du zur (irgendeine allee mit der silbe "ower"), am besten gehste bis zur kreuzung und steigst da in die 14..." "äh, nee, so in laufentfernung." als antwort bekam ich ein mitleidiges lächeln, das mir sagte: "ihr scheiß touris! laufentfernung! det hier is bärliiin alter!" da ich auf der suche nach einem platten-dealer mit indie-sortiment war, musste ich also entweder die kneipe oder das viertel wechseln - dabei hoffen, dass mir ein zugezogener münsteraner mit "green hell" sozialisation den nächsten kaffee brachte und seine anerzogene hauptstadt-arroganz für eine minute unter der schürze (in den trendfarben kaki/kotzgelb) verbarg. dafür war aber nun doch nicht genug zeit.
der mann für den sound im magnet machte mit uns einen unfassbar schnellen soundcheck. das bühnengefühl im magnet ist fantastisch. sollte an diesem abend ein guter auftritt drohen? verhaltener optimismus wurde durch DIY promotion in form von interviews zur seite geschoben.
als wir um 23:45 uhr minutengenau von der bühne gingen, hatten wir ein seltsames konzert gespielt. technisch okay, spielerisch so lala, irgendwie mit dem gefühl, einen mittelmäßigen eindruck hinterlassen zu haben. das anwesende berlin zeigte uns eine lauwarme schulter. was nicht weiter schlimm ist, aber unterm strich nicht wirklich beflügelt, wenn man noch 450 km vor sich hat. richtig: wir mussten in der gleichen nacht zurück in die heimat. was für eine ochsentour...
lustig, und für provinzler wie uns unverständlich: nach ulme und uns kamen noch drei bands im magnet an, die um 24:30 uhr anfingen zu spielen. diese stadt schläft nie. ich habe keine ahnung, wie die überwiegend (zu) jungen kollegen hießen, aber mal abgesehen von der sympathischen kopplung aus wave rock und mid-90er dischord gestus bei der ersten formation drohte uns hier eine lupenreine trend-mogelpackung den restlichen abend zu versauen. irgendwer sagte, "die combos seien derzeit schwer angesagt", aber wie ich oben schon in bester hauptstadt-feindlchkeit anführte, ist berlin sich so dermaßen selbst genug, dass man sich "angesagte bands" von dort beim besten willen nicht merken muss...

18.04.2007

highway to hell, pt. 3

so wars live in...

köln, blue shell, 03.11.06

köln an sich ist wirklich keine schönheit. ich weiss das, denn ich war schon mal kölner. unglücklicherweise habe ich dabei so ziemlich die schäbigsten seiten von köln kennengelernt. ein halbes jahr bevor ich dort endgültig die koffer packte, zog ich nach nippes und dachte jeden morgen "hättest du doch von anfang an hier gewohnt, das leben wäre schöner gewesen." eine stadt, die dir das leben vermiesen kann, nur weil du im falschen stadtteil wohnst? wo gibts denn sowas? auf der anderen seite hingen damals in köln an jeder ecke plakate, auf denen behauptet wurde, "kölner lassen keinen allein". wahrsceinlich sollte diese imagekampagne retten, woran eh keiner mehr glaubte. dass nämlich kölner unheimlich nett, umgänglich und ganzjährig fröhlich sind. nicht nur im karneval. genau das ist aber totaler bullshit. echte kölner sind griesgrämige besserwisser, die dich zwar tatsächlich nicht alleine lassen, aber nur, um dir in minutelangen monologen zu erklären, dass "köln ja schon hansestadt war, als hamburg noch ein dorf war", dass "dä radwesch schon 10 meter weiter hinten aufjehört han". sie hören nicht auf zu reden...
zum glück trifft man, wenn man im rocknroll-köln zu tun hat, fast ausschliesslich zugezogene.
so auch im blue shell. jedenfalls kam es mir so vor. nette menschen voller liebe. ein paralleluniversum auf den schwingen des rock, gleich um die ecke vom barbarossaplatz. die bands waren heiss, american lead guitar rockten die hölle - ein wunder, dass sich die fünf zuckenden leiber auf der mickrigen bühne nicht gegenseitig mit ihren gitarrenhälsen durchbohrten. zum ersten mal sahen und hörten wir den sympathischen klötzchenrock von "lauter bäumen", der band unseres promotion-wizard michael kolepke. phantastisches zeug, viel zu kurz...
wir erlebten einen sogenannten emotionalen höhepunkt, so viel liebe schwappte uns entgegen. freunde und fremde lagen sich geistig in den armen. na ja, so ganz ohne pathos geht's halt nicht. und genauer kann ich gar nicht mehr sagen, was diesen auftritt so riesig machte. vielleicht die erinnerung an unser letztes konzert im blue shell, vor langer zeit zum spex-jubiläum, zusammen mit sport (that's where it all started...). das war nämlich eher zum abgewöhnen. kein vergleich mit diesem mal. dieser schweiss fühlte sich gut an, ehrlich, vermischt mit freudentränen... okay, jetzt reicht's.
wir übernachteten übrigens in der blubox, "unserem" studio und zweiten wohnzimmer mit guido lucas. erst hatten wir angst, er würde uns um 2 uhr morgens mit diskussionen über kierkegaard verwirren, aber der kulturschock blieb aus. wir schliefen sanft.

aachen, az, 04.11.06
die 70 km bis aachen waren schnell abgerissen. es blieb noch zeit für einen langen milchkaffee an der aachener strasse nebst besuch im gut sortierten plattenhandel. um nicht den letzten cent dort zu lassen, musste der gang durch die heiligen vinyl-hallen jedoch unnatürlich kurz ausfallen.
in aachen war es duster. ganz im gegensatz zur laune der anwesenden. die strahlte. und wir rockten. mit den jahren hat sich so eine art fanbase in der geschichtsträchtigen römerfestung entwickelt, personifiziert vom veranstalter des abends, daniel, der sich unseren auftritt quasi zum geburtstag geschenkt hatte. eine idee, die uns sehr berührte. das in den tiefen eines ehemeligen luftschutzbunkers beheimatete az wurde zum schauplatz eines der schönsten tourkonzerte, voller wogen der zuneigung und dramatischen höhepunkten (z.b. dem, dass wir "jason und die argonauten" wohl niemals vorher und nachher so gut gespielt haben). wunderbare momente sind jedoch immer auch unweigerlich vorboten der tragödie in unserem universum.

münster, gleis 22, 05.11.06

schon mal die math rock ikone don caballero live gesehen? wir nicht. könnt ihr euch vorstellen, wie wir aus dem häuschen waren, als wir nun kurz davor waren, diese legende zu supporten? ja? und könnt ihr euch jetzt weiter vorstellen, wie es mir ging, als ich ohne stimme in aachen wach wurde?
an dieser stelle muss mal ein fester druck auf die tränendrüse erlaubt sein: ich war ein häufchen elend. die bittere erkenntnis, dass ich es mit pendikel nicht schaffe, drei konzert hintereinander stimmlich durchzuhalten, machte mich ca. 300 km lang im wortsinn sprachlos. ein paar tage zeit zum verkriechen mussten reichen, um neuen mut zu schöpfen. hinfallen, aufstehen, hinfallen, aufstehen. meine tochter machte es mir vor und lachte dabei.