18.04.2007

highway to hell, pt. 3

so wars live in...

köln, blue shell, 03.11.06

köln an sich ist wirklich keine schönheit. ich weiss das, denn ich war schon mal kölner. unglücklicherweise habe ich dabei so ziemlich die schäbigsten seiten von köln kennengelernt. ein halbes jahr bevor ich dort endgültig die koffer packte, zog ich nach nippes und dachte jeden morgen "hättest du doch von anfang an hier gewohnt, das leben wäre schöner gewesen." eine stadt, die dir das leben vermiesen kann, nur weil du im falschen stadtteil wohnst? wo gibts denn sowas? auf der anderen seite hingen damals in köln an jeder ecke plakate, auf denen behauptet wurde, "kölner lassen keinen allein". wahrsceinlich sollte diese imagekampagne retten, woran eh keiner mehr glaubte. dass nämlich kölner unheimlich nett, umgänglich und ganzjährig fröhlich sind. nicht nur im karneval. genau das ist aber totaler bullshit. echte kölner sind griesgrämige besserwisser, die dich zwar tatsächlich nicht alleine lassen, aber nur, um dir in minutelangen monologen zu erklären, dass "köln ja schon hansestadt war, als hamburg noch ein dorf war", dass "dä radwesch schon 10 meter weiter hinten aufjehört han". sie hören nicht auf zu reden...
zum glück trifft man, wenn man im rocknroll-köln zu tun hat, fast ausschliesslich zugezogene.
so auch im blue shell. jedenfalls kam es mir so vor. nette menschen voller liebe. ein paralleluniversum auf den schwingen des rock, gleich um die ecke vom barbarossaplatz. die bands waren heiss, american lead guitar rockten die hölle - ein wunder, dass sich die fünf zuckenden leiber auf der mickrigen bühne nicht gegenseitig mit ihren gitarrenhälsen durchbohrten. zum ersten mal sahen und hörten wir den sympathischen klötzchenrock von "lauter bäumen", der band unseres promotion-wizard michael kolepke. phantastisches zeug, viel zu kurz...
wir erlebten einen sogenannten emotionalen höhepunkt, so viel liebe schwappte uns entgegen. freunde und fremde lagen sich geistig in den armen. na ja, so ganz ohne pathos geht's halt nicht. und genauer kann ich gar nicht mehr sagen, was diesen auftritt so riesig machte. vielleicht die erinnerung an unser letztes konzert im blue shell, vor langer zeit zum spex-jubiläum, zusammen mit sport (that's where it all started...). das war nämlich eher zum abgewöhnen. kein vergleich mit diesem mal. dieser schweiss fühlte sich gut an, ehrlich, vermischt mit freudentränen... okay, jetzt reicht's.
wir übernachteten übrigens in der blubox, "unserem" studio und zweiten wohnzimmer mit guido lucas. erst hatten wir angst, er würde uns um 2 uhr morgens mit diskussionen über kierkegaard verwirren, aber der kulturschock blieb aus. wir schliefen sanft.

aachen, az, 04.11.06
die 70 km bis aachen waren schnell abgerissen. es blieb noch zeit für einen langen milchkaffee an der aachener strasse nebst besuch im gut sortierten plattenhandel. um nicht den letzten cent dort zu lassen, musste der gang durch die heiligen vinyl-hallen jedoch unnatürlich kurz ausfallen.
in aachen war es duster. ganz im gegensatz zur laune der anwesenden. die strahlte. und wir rockten. mit den jahren hat sich so eine art fanbase in der geschichtsträchtigen römerfestung entwickelt, personifiziert vom veranstalter des abends, daniel, der sich unseren auftritt quasi zum geburtstag geschenkt hatte. eine idee, die uns sehr berührte. das in den tiefen eines ehemeligen luftschutzbunkers beheimatete az wurde zum schauplatz eines der schönsten tourkonzerte, voller wogen der zuneigung und dramatischen höhepunkten (z.b. dem, dass wir "jason und die argonauten" wohl niemals vorher und nachher so gut gespielt haben). wunderbare momente sind jedoch immer auch unweigerlich vorboten der tragödie in unserem universum.

münster, gleis 22, 05.11.06

schon mal die math rock ikone don caballero live gesehen? wir nicht. könnt ihr euch vorstellen, wie wir aus dem häuschen waren, als wir nun kurz davor waren, diese legende zu supporten? ja? und könnt ihr euch jetzt weiter vorstellen, wie es mir ging, als ich ohne stimme in aachen wach wurde?
an dieser stelle muss mal ein fester druck auf die tränendrüse erlaubt sein: ich war ein häufchen elend. die bittere erkenntnis, dass ich es mit pendikel nicht schaffe, drei konzert hintereinander stimmlich durchzuhalten, machte mich ca. 300 km lang im wortsinn sprachlos. ein paar tage zeit zum verkriechen mussten reichen, um neuen mut zu schöpfen. hinfallen, aufstehen, hinfallen, aufstehen. meine tochter machte es mir vor und lachte dabei.

2 Kommentare:

Selma hat gesagt…

ja, als kind weiß man es eigentlich besser ... und dann vergisst man(n) alles wieder
2:1 ist aber dennoch gewonnen ... vorerst ...
es geht ja doch noch weiter :)
gruß an alle
kevin

daniel hat gesagt…

Schön, daß es mit dem wieder Aufstehen geklappt hat!

Das Aachen/Köln-Review hab ich bisher wohl verpasst. War wohl länger nicht mehr hier!? (ist MySpace Schuld?)

"Jason und die Argonauten" war ganz große Klasse!

Schön, daß es Euch auch gefallen hat, wenn da nicht... aber lassen wir das. Aachen muß halt für Pendikel immer ein Kataströphen in petto haben...

Wünsche Euch einen schönen und produktiven Sommer und harre gespannt der Dinge die da kommen (sollen).