so wars live in...
jena, rosenkeller, 09.11.06
meine erinnerung an jenas rosenkeller ist von zwei sachen geprägt: treppen und lautstärke.
abgesehen davon, dass die strecke von osnabrück nach jena eine absolut beschissene ist, die zu 90% aus landstraßen zu bestehen scheint, lief bis zum abstieg in die katakomben der alten stadtbefestigung alles glatt. das steingewölbe, in dem wir vor ulme den abend eröffnen sollten, lag gefühlt dreimal tiefer in der erde als das aachener az. verstärkt wurde dieser eindruck von decken"höhen", die zeitweise zum kriechen zwangen. aber wer will meckern? damals waren die menschen halt kleiner.
der "sound" sollte hingegen wirklich zum problem werden. schon beim soundcheck merkten wir, was uns heute blühen sollte. unerträgliche lautstärke kam von den wänden zurück. unsere leisesten stücke schichteten sich auf zu monströs dröhnendem turbinenkreischen. um einem erneuten stimmkollaps zu entgehen, stauchten wir das programm auf 40 minuten zusammen. schlimm: der eiertanz auf dem akustischen vulkan wurde sogar gefilmt, um ihn der nachwelt im internet zu präsentieren (www.wennsrockt.tv). glücklicherweise dauert die post production des beitrages zum heutigen datum noch an. wir sind uns nicht mehr sicher, ob wir das überhaupt sehen wollen...
jena ist eine ulme-hochburg. die drei herren kamen, rockten und räumten ab, in einer mir bis dahin nicht für möglich gehaltenen lautstärke. und ich habe einige ulme konzerte gesehen... oje, das klingt schon richtig wie rockopa-geschwafel. schnell auhören!
berlin, magnet, 10.11.06
das erste mal auf unserer reise waren wir viel zu früh. in einer stadt, die ich hasse wie die pest. schlechtes timing nennt man das.
was ist das eigentlich für eine welt, in der berlin zum nabel selbiger erklärt wird? zum kulturellen und medialen leuchtturm in einem sumpf aus möchtegern-großstädten? berlin gibt mir immer weniger, je öfter ich dort bin.
in berlin reicht es nicht, einfach mal zeit in einem plattenladen totschlagen zu wollen, man muss sich schon für ein genre entscheiden. "nee, wenn de rock willst, kann ick dir hier nichts empfehlen, ick hör nur elektronik" erklärte mir die nette service kraft im café mit integrierter waschküche. "und einfach irgend ein plattenladen?" "da müsstest du zur (irgendeine allee mit der silbe "ower"), am besten gehste bis zur kreuzung und steigst da in die 14..." "äh, nee, so in laufentfernung." als antwort bekam ich ein mitleidiges lächeln, das mir sagte: "ihr scheiß touris! laufentfernung! det hier is bärliiin alter!" da ich auf der suche nach einem platten-dealer mit indie-sortiment war, musste ich also entweder die kneipe oder das viertel wechseln - dabei hoffen, dass mir ein zugezogener münsteraner mit "green hell" sozialisation den nächsten kaffee brachte und seine anerzogene hauptstadt-arroganz für eine minute unter der schürze (in den trendfarben kaki/kotzgelb) verbarg. dafür war aber nun doch nicht genug zeit.
der mann für den sound im magnet machte mit uns einen unfassbar schnellen soundcheck. das bühnengefühl im magnet ist fantastisch. sollte an diesem abend ein guter auftritt drohen? verhaltener optimismus wurde durch DIY promotion in form von interviews zur seite geschoben.
als wir um 23:45 uhr minutengenau von der bühne gingen, hatten wir ein seltsames konzert gespielt. technisch okay, spielerisch so lala, irgendwie mit dem gefühl, einen mittelmäßigen eindruck hinterlassen zu haben. das anwesende berlin zeigte uns eine lauwarme schulter. was nicht weiter schlimm ist, aber unterm strich nicht wirklich beflügelt, wenn man noch 450 km vor sich hat. richtig: wir mussten in der gleichen nacht zurück in die heimat. was für eine ochsentour...
lustig, und für provinzler wie uns unverständlich: nach ulme und uns kamen noch drei bands im magnet an, die um 24:30 uhr anfingen zu spielen. diese stadt schläft nie. ich habe keine ahnung, wie die überwiegend (zu) jungen kollegen hießen, aber mal abgesehen von der sympathischen kopplung aus wave rock und mid-90er dischord gestus bei der ersten formation drohte uns hier eine lupenreine trend-mogelpackung den restlichen abend zu versauen. irgendwer sagte, "die combos seien derzeit schwer angesagt", aber wie ich oben schon in bester hauptstadt-feindlchkeit anführte, ist berlin sich so dermaßen selbst genug, dass man sich "angesagte bands" von dort beim besten willen nicht merken muss...
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1 Kommentar:
fantastisch, ironisch poentierte berlin analyse.
chapeau herr sandkämper, chapeau!
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